Wirtschaftskrise erfasst Autoindustrie
t-online - Spiegel Online vom 26.07.2012, 07:49 Uhr
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Die
Konsumenten in Südeuropa leiden unter der Schuldenkrise - das bekommen
nun auch die Autohersteller zu spüren. Vor allem Produzenten von Klein-
und Mittelwagen spüren die Kaufzurückhaltung. Der französische
Marktführer PSA Peugeot Citroën schreibt wie der deutsche Konkurrent
Opel tiefrote Zahlen. Der US-Autobauer Ford fürchtet 2012 in seinem
Europageschäft einen Milliardenverlust. Und sogar beim
Oberklassehersteller Daimler schwächelt der Absatz.
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"Die
hohen Arbeitslosenraten und wirtschaftlichen Probleme in großen
Absatzmärkten wie Spanien und Italien führen zu einem Einbruch der
Nachfrage", sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der
Fachhochschule Bergisch-Gladbach. "Autos sind eine langfristige
Investition. In schlechten Zeiten warten die Käufer lieber ab und sparen
ihr Geld."
Überkapazitäten in Europa
Bratzel
prophezeit einen verstärkten Verdrängungswettbewerb in der europäischen
Autobranche: "Wir haben in Europa große Überkapazitäten. Fünf bis acht
Fabriken sind auf Dauer in Europa überflüssig." Derzeit gehe es nur noch
darum, wer als Erstes nachgebe und Werke schließe. Große Konzerne wie
Volkswagen spielten dabei ihre Marktmacht aus, sagte Bratzel. "Sie
halten auch schlechter ausgelastete Fertigungsanlagen am Leben - in der
Hoffnung, Konkurrenten zu verdrängen."
Offenbar mit ersten
Erfolgen: PSA Peugeot Citroën hat bereits eine Fabrikschließung
angekündigt. Auch Fiat müsste nach Bratzels Einschätzung eine Fabrik
dichtmachen, bei Opel seien sogar zwei Werke überflüssig.
Französische Hersteller sollen Staatshilfe bekommen
Während
die Opel-Mitarbeiter in Deutschland kaum mit Unterstützung der
Regierung rechnen können, will die französische Regierung den heimischen
Herstellern Peugeot, Citroën und unter die Arme greifen. Dazu sollen
Käufer von Elektro- oder Hybrid-Autos künftig Renault noch höhere
Zuschüsse bekommen als bislang. Außerdem will die Regierung bei
Neuanschaffungen in Ministerien und Behörden stärker Öko-Autos
berücksichtigen.
Vor allem der französische Marktführer PSA
Peugeot Citroën ist hart von der Absatzkrise getroffen. Diese sorgte im
ersten Halbjahr 2012 für einen Verlust von rund 820 Millionen Euro. PSA
kündigte ein Sparprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis 2015 an.
Erst vor knapp zwei Wochen hatten die Franzosen angekündigt, sie wollten
8000 Stellen streichen.
Peugeot hat Internationalisierung "verpennt"
Ferdinand
Dudenhöffer räumt dem Hilfsprogramm der französischen Regierung keine
großen Chancen ein. "Das ist, wie wenn man versucht, einen Großbrand mit
einem Glas Wasser zu löschen", sagte der Autoexperte von der
Universität Duisburg-Essen. Solange die Euro-Krise andauere, werde
Peugeot nicht aus dem Tal kommen, denn das Unternehmen verkauft 60
Prozent seiner Fahrzeuge in Europa. Der französische Autobauer habe die
Internationalisierung "verpennt". Nun müsse PSA "Kapazitäten abbauen und
auf niedrigem Niveau durch die Krise kommen".
Die
stark rückläufigen Verkäufe in Europa belasten auch den US-Autobauer
Ford und könnten zu harten Einschnitten führen. Allein im zweiten
Quartal fuhr der US-Autobauer in seinem Europageschäft einen operativen
Verlust von 404 Millionen Dollar ein. Im Gesamtjahr dürfte in Europa ein
Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar anfallen, erklärte der
Konzern. Zu möglichen Werksschließungen sagte Finanzchef Bob Shanks: "Es
ist zu früh, um im Detail über unsere Pläne zu reden, wie wir auf die
Situation in Europa reagieren können."
Deutsche Oberklasse-Hersteller noch[!!!] schwach betroffen
Während
Opel, PSA, Ford und Fiat mit Überkapazitäten kämpfen, haben Volkswagen
und die Oberklassehersteller Daimler und BMW bislang vom Wachstum vor
allem in China und den USA profitiert. Inzwischen spürt aber auch
Daimler die Krise in Europa Immerhin: Der Stuttgarter Konzern kann
bislang mit Verkäufen in Übersee und dem Geschäft mit Lastwagen
gegensteuern. Daimler hat im ersten Halbjahr insgesamt weltweit so viele
Autos abgesetzt wie noch nie. Dementsprechend kletterte der Umsatz im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 28,9 Milliarden
Euro. Allerdings schwächte sich die Entwicklung im Juni angesichts der
Wirtschaftslage in Europa deutlich ab. Mit 131.139 verkauften Autos
legte der Absatz zuletzt nur noch um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr
zu.
Unterm Strich verdiente Daimler im zweiten Quartal mit rund
1,5 Milliarden Euro elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das
Unternehmen erklärte den Gewinnrückgang auch mit Investitionen: Höhere
Kosten zur Erweiterung der Modellpalette hätten sich ungünstig
ausgewirkt, hieß es.
Rhoenblicks Kommentar:
Auch
die deutschen Marken Daimler, Daimler, VW und Audi, die Protzenwagen
fabrizieren, die viel Benzin verbrauchen und viel Kohlendioxid
ausstoßen, werden den Absatzrückgang spüren - nicht in Europa sondern in
den Schwellenländern wie China usw. Wer Bilder der chinesischen Städte
sieht, sieht giftigen Smog wie für über fünfzig Jahren in London. Dort
waren die Etagenheizungen mit Kohle, heute in Peking usw. sind die
Autoabgase die Ursache.
Chinas Wirtschaft schwächelt, die
chinesische Regierung muss etwas gegen die zunehmende
Luftverschmutzung, die Autolawinen in ihren Städten tun: Sie wird ihre
Eigenmarken forcieren, vor allem den Bau und Kauf von Autos mit geringem
Benzinverbrauch und geringen Abgasmengen, den Privatverkehr zu Gunsten
des öffentlichen Verkehrs einschränken. Zudem - der Markt für Autos, mit
den man angeben kann, wird – auch in China – in absehbarer Zeit
gesättigt sein; wie auch der von Schweizer Luxusuhren.
Deutschland,
das auf seine Autobonzen wie hört, wird in spätestens zehn Jahren zur
Erkenntnis kommen, dass das Standbein Export und von Nobelkarossen
eingebrochen sein wird, dass die Automobilindustrie und mit ihr die
vielen Zulieferfirmen landauf landab nur noch geringe Gewinne, wenn
nicht Verluste einfahren werden. Schade, dass dieses grosse Land, sich
so sehr auf die zurzeit boomende Autoindustrie verlässt.
Die
deutschen Gewerkschaften sind gut beraten, wenn sie der deutschen
Wirtschaft Sorge tragen, Werkschließungen und Entlassungen akzeptieren,
auf exorbitante Lohnforderungen verzichten, von weitergehenden
Forderungen, wie Übernahme aller Azubis verzichten.